Auf dem WorldDAB Summit 2025 hat Präsidentin Jacqueline Bierhorst eine deutliche Forderung an die EU formuliert: In jedes neue Auto gehört verpflichtend ein Broadcast-Radio. Grund ist eine Entwicklung, die die Branche zunehmend beunruhigt. Einige Hersteller beginnen, klassische Radios aus ihren Fahrzeugen zu streichen und stattdessen ausschließlich auf App-basierte Audioangebote zu setzen.
Damit entsteht eine strategische Gefahr: Die wichtigste Hörsituation für Radio – das Auto – wird instabil, weil die Kontrolle über Auffindbarkeit, Verfügbarkeit und Nutzerführung stärker in die Hände der Autohersteller und Plattformanbieter wandert.
Warum das Thema jetzt an Bedeutung gewinnt
Der bestehende EU-Rechtsrahmen verpflichtet Hersteller zwar dazu, dass ein eingebautes Autoradio digitalempfangsfähig sein muss. Aber: Er verpflichtet nicht, dass überhaupt ein Radio verbaut sein muss. Genau diese Lücke möchte WorldDAB schließen. Bierhorst spricht von einem „kritischen Zeitpunkt“ für die Zukunft des Radios im Auto.
Was für Radiosender auf dem Spiel steht
- Reichweite und Nutzungsgewohnheiten:
Das Auto ist seit Jahrzehnten der stärkste Nutzungskontext für Radio. Wird der Radiotuner nicht mehr standardmäßig verbaut, verschiebt sich die Hörsituation zu Streaming-Diensten und App-Ökosystemen. - Unabhängigkeit und technische Resilienz:
Broadcast-Radio funktioniert ohne individuelle Datenverbindung und bleibt auch in Krisenlagen stabil. App-basierte Lösungen sind abhängig von Netzabdeckung, Serverstrukturen und Gatekeepern. - Auffindbarkeit und Markenpräsenz:
Ohne eindeutigen Platz im Fahrzeug-Cockpit verliert Radio Sichtbarkeit und wird zu einem Angebot unter vielen – abhängig von Menüstrukturen, Updates und Priorisierungen der Hersteller.
Warum die Forderung Sendern nutzt
Für die Radiobranche bietet die Debatte mehrere Ansatzpunkte:
- Stärkere Lobbyarbeit:
Die Forderung lässt sich unmittelbar in Gesprächen mit Politik, Verbänden und Regulierern nutzen: Radio ist ein öffentlich relevanter Dienst, der im Auto leicht verfügbar bleiben muss. - Argumentationshilfe im Markt:
Auch gegenüber Werbekunden lässt sich das Thema nutzen: Radio bleibt dort stark, wo es verlässlich und intuitiv erreichbar ist – insbesondere im Auto. - Impuls für eigene Strategie:
Unabhängig von einer möglichen EU-Regelung sollten Sender ihre Verbreitung, Metadaten und Sichtbarkeit in modernen Fahrzeug-Systemen aktiv prüfen und optimieren.
Fazit
Die Diskussion um ein verpflichtendes Broadcast-Radio in Neuwagen ist ein wichtiger Weckruf. Sie zeigt: Die Zukunft von Radio im Auto entscheidet sich nicht nur technologisch, sondern politisch und strategisch.
Wer heute aktiv wird – in Verbänden, in der Kommunikation und in der technischen Umsetzung – sichert Radio auch morgen einen festen Platz im Cockpit.





